
Lesen Sie hier den Bericht zum Jubiläumsfest anlässlich des 100. Todestag der seligen Maria Theresia Ledochowska. Auch eine kleine Bildergalerie zu diesem Festtag ist zu finden. 🙂
MTL – mit diesen Buchstaben war ein Flyer überschrieben, der an den 100. Todestag der Gründerin am 6. Juli 1922 erinnerte, zudem an das Bestehen der Sodalität in Augsburg seit 112 Jahren und an die Verortung im Stadtteil Oberhausen in der Billerstraße seit 52 Jahren.
MTL könnte genauso gut auch eine Abkürzung für ein pfiffiges Start-up oder eine innovative Firma im Bereich „neue Energien“ sein.
Warum eigentlich nicht?
Bis zum Jahr 1891, in dem ihr Leben eine radikale Wendung nahm, war Gräfin MTL eine der Hofdamen bei Herzogin Alice von Toscana in Salzburg. Sie lebte also im Umfeld von Ferdinand IV., Erzherzog von Österreich, und war weder innovativ noch herausragend, schon gar nicht gestalterisch oder wirkmächtig.
Seit 1891 stehen die Buchstaben MTL jedoch für Innovation, Tatkraft, Solidarität, globale Verantwortung, …
Wie kam es dazu?
Ein zündender Aufruf des Kardinals Lavigérie zur Befreiung der „Negersklaven“ ließ in ihr den Entschluss reifen, ihr schriftstellerisches Talent zur Veränderung der Probleme in den Missionen einzusetzen: Sklavenhandel, Ausbeutung der Frau, Armut und Krankheiten, Mangel an Missionsunterstützung. Sie schrieb zunächst unter einem Pseudonym, ihr Engagement blieb jedoch im Umfeld nicht verborgen: Am Hof wurde sie ausgelacht und als „fromme Spinnerin“ bezeichnet.
Sie engagierte sich unbeirrt weiter und verfasste Statuten für eine Laienvereinigung, die sie „St. Petrus Claver Sodalität“ nannte. Diese wurde von Papst Leo XIII. am 29. April 1884 kirchenrechtlich zugelassen.
Rasch breitete sich ihr Werk in vielen europäischen Ländern aus. Es wurden Druckereien gegründet, in denen Zeitschriften und Bücher, auch in afrikanischen Sprachen, gedruckt wurden. Es wurden ethnographische Museen eingerichtet, um zu zeigen, welche Kultur diese Menschen pflegen. Das bekannte „Echos aus Afrika“ wurde in 6 Sprachen gedruckt. Es ist heute noch das Publikationsorgan der Sodalität. Derzeit hat es eine Auflage von ca, 50.000 Exemplaren.
MTL war vorausschauend und erfindungsreich, heute würde man sagen: Sie beherrschte PR und Marketing und baute ein ausgeklügeltes Vertriebssystem auf. Unzählige Basare, Feste und Konzerte wurden zugunsten des missionarischen Auftrags veranstaltet. „Kolonialwaren“ aus Afrika, z.B. Wein und Gewürze, wurden verkauft – eine Art Vorläufer der Eine-Welt-Läden, die es heute gibt.
Wie ging es weiter?
13 Jahre nach der Zulassung hatte MTL so viele Mitarbeiterinnen gewonnen, dass sie 1897 die Grundlagen für ein eigene Ordensinstitut präzisierte. Sie stellte es unter den besonderen Schutz des hl. Petrus Claver. Die kirchenrechtliche Zulassung aus Rom durch Papst Pius X. erfolgte am 7. März 1910. Ähnlich wie Mary Ward (Maria Ward) erkannte sie als ihren Auftrag, eine apostolische Frauengemeinschaft nach dem Vorbild der Jesuiten zu gründen. Die Schwestern leben daher aus der Ignatianischen (Ignatius von Loyola 1491-1556) Spiritualität. Zentral sind für sie die geistlichen Übungen, die Exerzitien, des hl. Ignatius. Sie glauben daran, dass Gott in bedingungsloser Liebe jeden Menschen annimmt und der Mensch sich danach sehnt, sich von Gottes Liebe ergreifen und verwandeln zu lassen. Indem sie lernen, mit großer Aufmerksamkeit darauf zu achten und zu erspüren, welche Sehnsucht Gott für jede einzelne von ihnen hat, können sie erfahren, was es heißt: „Gott in allen Dingen finden“ (Ignatius).
Maria Theresia Ledochowska wurde 53 Jahre nach ihrem Tod am 19. Oktober 1975 selig gesprochen.

Des Feierns würdig: Das große Fest am Sonntag, 17. Juli 2022, in Augsburg-Oberhausen
Das Fest geizte nicht mit Höhepunkten. Da die Pfarrkirche St. Joseph zu klein war, wurde der Festgottesdienst mit Bischof Dr. Bertram in St. Peter und Paul, der altehrwürdigen Pfarrkirche von Oberhausen, gefeiert.
Viele Menschen folgten der Einladung. Ein eigener Projektchor der Pfarreiengemeinschaft Oberhausen-Bärenkeller (mit Teilnehmenden aus St. Joseph, St. Konrad, St. Martin und St. Peter und Paul) gestaltete den feierlichen Gottesdienst. „Maria Theresia, wir ehren dich, bist eine besondere Frau. Bist Vorbild im Glauben, hast Nöte erkannt, wirst Mutter der Menschen von Afrika genannt“, so schrieb die Organistin Edith Orthofer ein Kirchenlied auf den von ihr verfassten Text um. Wenn man so will, eine Welt-Uraufführung!
Anschließend waren alle in den Garten der Petrus-Claver-Schwestern in die Billerstraße 20 bei St. Joseph eingeladen.
Neben Stärkung durch ein Mittagessen und Kaffee und Kuchen war ein vielfältiges Rahmenprogramm geboten. Jugendliche und Erwachsene brachten den Gästen durch das Theaterprojekt „Maria Theresia und ihr großer Traum“ das Leben der Seligen näher.
Ein Podiumsgespräch mit unserer Pastoralreferentin Julia Spanier beleuchtete das Leben der Ordensgründerin aus heutiger Sicht.
Lieder und Tänze aus Afrika, Ozeanien und Südamerika weiteten den Blick auf die Arbeit der Sodalität. Sehr eindrücklich war ein Volkstanz einer dreiköpfigen Gruppe aus Peru. Die junge Peruanerin Alessandra, die in Augsburg eine Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin macht und ein Zimmer im Kloster bewohnt, zeigte sich begeistert: „Die Besucher sind voll mitgegangen und haben uns zu einer Zugabe geklatscht. Ich bin so glücklich, dass ich mein Land hier darstellen durfte!“
Eine Hausführung und ein Filmbeitrag rundeten das Programm ab. Der Tag schloss mit einer Vesper an der kleinen Mariengrotte im Garten.
Pfarrer Bernd Weidner und Kaplan Ludwig Bolkart sowie zahlreiche Ehrenamtliche trugen zum Gelingen des Festes bei. „Ich bin sehr froh, dass wir den Orden hier in der PG auf dem Pfarrgebiet von St. Joseph, direkt neben unserer Kindertagesstätte haben. Die Schwestern wirken seit vielen Jahren am Gemeindeleben mit, übernehmen auch katechetische Aufgaben, engagieren sich im Pfarrgemeinderat, als Lektorinnen usw.“, schwärmt Pfarrer Bernd Weidner.
Nicht zuletzt wirken sie auch in den Sozialraum hinein. „Wir bieten derzeit 14 Frauen, Studentinnen, Arbeitnehmerinnen und jüngst auch Geflüchteten aus der Ukraine ein Zimmer und die Gelegenheit, am Tagesablauf der Ordensangehörigen teilzunehmen“, ergänzt die Leiterin, Sr. Elizabeta Burkart.
Auf viele weitere Jahre bei uns in St. Joseph!
Raimund Mittler, Pfarrgemeinderat Oberhausen
















