Die Mitglieder des Pfarrgemeinderates in Oberhausen haben sich intensiv mit den Überlegungen zur Schaffung eines Suchthilfeangebots im Forum St. Johannes, Oberhausen, beschäftigt. Dabei ist ein Brief entstanden, der der Stadtregierung zugegangen ist und den sie im Folgenden lesen können.

Sehr geehrte Frau OB Weber, sehr geehrter Herr Pintsch, sehr geehrter Herr Schenkelberg,
sehr geehrte Damen und Herren im Stadtrat der Stadt Augsburg,


entsprechend unseres Informationsstands prüfen Sie derzeit unterschiedliche Objekte
in der Stadt Augsburg, unter anderem das „Forum St. Johannes“, als mögliche
Orte, um das Suchthilfe-Angebot in Augsburg auszuweiten und den örtlichen Raum
zu entlasten.
Als gemeinsamer PGR der katholischen Gemeinden in Oberhausen, St. Joseph (direkt
gegenüber von St. Johannes), St. Martin und St. Peter und Paul möchten wir in
Bezug auf diese Thematik verschiedene Anliegen an Sie herantragen.

Mit dem Fokus auf die Menschenwürde als wesentlichem Grundwert unserer
christlichen Überzeugung ist es uns ein großes Anliegen, Verantwortung
für alle Menschen zu übernehmen, insbesondere aber für Menschen,
die am Rande der Gesellschaft stehen und/oder sich in schwierigen Lebenslagen
befinden. Wir sehen es als unsere Aufgabe „mit an einer besseren
und gerechteren Welt zu bauen“. Ganz konkret vor Ort heißt das für
uns, einen Beitrag zu leisten, dass hier in Oberhausen alle Menschen, unabhängig
ihrer sozialen und ethnischen Herkunft, ihres Geschlechts, ihrer
Religionszugehörigkeit oder Weltanschauung, ihres Lebensalters sowie
ihrer physischen oder psychischen Merkmale gut und sicher zusammenleben
können.

Die derzeitige Situation am Helmut-Haller-Platz erleben auch wir als wenig menschenwürdig
und unterstützen daher Ihr Vorhaben und Ihre Konzeptidee, suchterkrankten
Menschen ein umfassenderes Hilfsangebot zu ermöglichen.

Bei Ihrer Entscheidung bzgl. des Standorts der geplanten Hilfeeinrichtung bitten
wir Sie alle möglichen Objekte umfassend zu prüfen und dabei im Blick zu haben,
dass ein Standort St. Johannes neben allen Vorteilen für die suchterkrankten Menschen,
weitreichende Konsequenzen für viele andere Menschen haben würde, die
sich ebenfalls in besonderen Lebenslagen befinden.
Ein Forum St. Johannes könnte bedeuten, dass der sichere Lebensraum anderer
schutzwürdiger Menschen stark eingeschränkt wird. Wir denken hier insbesondere
an Kinder, die die umliegenden KITAS und Schulen besuchen oder auf dem Friedensplatz
spielen, weil sie in Oberhausen nur wenig andere Spielflächen vorfinden.
Wir denken außerdem an die Menschen unserer Pfarrei, vorrangig Senioren und
Seniorinnen, die gerne die Abendmessen in St. Joseph oder den Seniorentreff in St.
Johannes besuchen, und an die Bewohnerinnen des Hauses Lea, einer Wohn- und
Begegnungsstätte für Frauen in Not, direkt angrenzend an die Kirche St. Joseph.

Im Falle einer Entscheidung für den Standort St. Johannes bitten wir Sie darum,
folgende Punkte – eine Sammlung der Anliegen unserer PGR- bzw. Gemeindemitglieder
– im Blick zu haben und umzusetzen:

  • Hotline/feste Ansprechpartner als Möglichkeit für Bürger und Bürgerinnen, zeitnah Unterstützung zu bekommen, wenn Schwierigkeiten auftreten
  • Gestaltung der Öffnungszeiten des Forums und der Substitutionspraxen mit Blick auf Schul- und KITA-Beginn sowie Gottesdienste in St. Joseph
  • regelmäßige Reinigung des Oberhauser Friedensplatzes und der näheren Umgebung
  • regelmäßige Kontrollen durch das Ordnungsamt, auch vor und in der Kirche St. Joseph (Wie kann die Kirche für Gläubige geöffnet bleiben und gleichzeitig vermieden werden, dass sie Ort für unbeobachteten Drogenkonsum wird?)
  • begleitende Evaluation des Konzeptes mit einem Gremium aus BürgerInnen und VertreterInnen der Institutionen vor Ort; transparente Kommunikation der Ergebnisse an die Stadtgesellschaft
  • Verwirklichung des Konzeptes nur bei ausreichender und qualifizierter Personalausstattung
  • Verlässlichkeit der getroffenen Zusagen an Bürger und Bürgerinnen über den nächsten Wahltermin hinaus
  • unnachgiebiger Einsatz der Stadtregierung für einen Konsumraum
  • Prüfung, ob der ehemalige Fußgängertunnel unter der Wertachbrücke einseitig geöffnet werden kann, um den Suchterkranken einen Raum zum (nicht legalen) Konsum zu ermöglichen. Dies könnte aus unserer Sicht verhindern, dass in den umliegenden privaten Hinterhöfen und Gärten oder in öffentlichen Parkanlagen stattfindet.

Wir bedanken uns für Ihr offenes Ohr und wünschen Ihnen einen guten Prozess
der Entscheidungsfindung für einen richtigen Standort und der damit verbundenen
Suchthilfe.
Der PGR Augsburg-Oberhausen